In der Kinder-Fernsehserie „Löwenzahn“ fuhr Peter Lustig schon 1983 mit einem Elektroauto durch die Gegend. „Man kann Strom auch machen aus der Sonnenenergie“, erklärt er einem verdutzten Passanten. „Und wenn wir weiter erfinden und nachdenken, dann kriegen wir die ganzen Benzinstinker alle von der Straße!“
Die Argumente gegen E-Mobilität sind seit den 1980ern die gleichen geblieben: technisch nicht ausgereift, zu teuer, wo soll man die alle laden, wo kommt der Strom her… Eine solche Sicht ist status-quo-orientiert und verkennt die Logik des exponentiellen Technologiedurchbruchs.
Ein Blick zurück in die Geschichte hilft, wie ein solcher Technologiedurchbruch funktioniert.
Exponentielle Technologieverbreitung früher: Auto vs Kutsche
Die letzte Mobilitätsrevolution liegt 120 Jahre zurück: Damals verdrängte das fossil motorisierte Auto die Kutsche. Erst langsam, dann mit voller Wucht eroberte das Fossilauto den Markt: von 2,5% Marktanteil im Jahre 1905 auf 94,54% Marktanteil im Jahre 1925.
Dieser Durchbruch kam unerwartet. Die Menschen waren skeptisch gegenüber dem Automobil und betrachteten es als teuer, unzuverlässig, und gefährlich. Pferdekutschen dagegen waren vertraut, und sogar geliebt. Am wenigsten glaubten die Experten, Politiker und Lobbyisten an den Siegeszug des Automobils: „Ich glaube nicht, dass die Einführung des motorisierten Fahrzeugs jemals die Fortbewegung mit Pferden betreffen wird“, bemerkte der britische Politiker Lord Scott-Montagu im Jahre 1903. Der US-Kutschenverband dachte noch 1912, dass die Motorisierung nur das obere Ende des Kutschenmarkts betreffen würde – so wenig, dass man sich keine Sorgen machen müsste.
“Though the shift understandably distressed the affected firms, observers took comfort that the high-grade horse drawn vehicles accounted for a relatively small percentage of the trade; losses here hardly imperiled the entire industry.”
Carriage Association of America, 1912
Es kam anders. Der Preis eines Automobils fiel von 2120$ im Jahr 1907 auf 604$ im Jahr 1916. Das ist eine Kostensenkung um fast drei Viertel innerhalb von nicht einmal zehn Jahren. Zugleich wurde die Infrastruktur von null hochgefahren: 1905 wurde in den USA die erste Tankstelle gebaut. 1920 waren es 15.000. 1930 schon 124.000.
Die Skepsis wandelte sich zu Faszination. Plötzlich wollten alle ein Auto haben. Und die Pferdekutsche galt auf einmal als veraltet, dreckig, langsam, unbequem, überflüssig.
Grafik: Tony Seba
Exponentielle Technologieverbreitung heute: Elektro vs Verbrenner
Die zweite Mobilitätsrevolution steht uns jetzt bevor: der Siegeszug der E-Mobilität.
Noch sind viele Menschen skeptisch und haben vermeintlich gute Argumente dagegen. Aber dieses Denken ist status-quo-orientiert: Wir haben uns an das fossile Auto gewöhnt und halten diese Normalität für nicht anders machbar.
Wagen wir ein Gedankenspiel: Was wäre, wenn wir heute nur E-Autos fahren würden, aber nun die Auto- und Ölindustrie mehr Profit machen und uns den fossilen Verbrenner verkaufen wollten? Wir würden uns viele Fragen stellen, in etwa:
„Ich habe gehört, ich kann ein Benzin-Auto gar nicht zuhause tanken. Stimmt das wirklich?“
„Wo kommt denn das ganze Benzin für die Autos her? Hat Deutschland überhaupt so viel Benzin?“
„Was passiert, wenn alle zugleich an der Tankstelle Benzin tanken wollen?“
„Es gibt doch nur 10 Tankstellen in Deutschland! Da müssen erstmal die Tankstellen kommen, bevor ich mir ein Benzin-Auto kaufe“
… und so weiter.
Das E-Auto wird kommen, und es gibt viele gute Gründe dafür. Die Frage ist nur noch, wer schon jetzt mitmacht – und wer später Nachzügler wird.
Bereits beim heutigen Strommix ist das E-Auto unzweifelhaft weniger klimaschädlich als seine fossilen Pendants. Je mehr erneuerbare Energien im Netz sind, und je weiter Technologie und Produktionsverfahren voranschreiten, umso besser wird die Bilanz.
Heutige E-Autos schaffen je nach Modell bereits Strecken über 500 Kilometer. Modelle mit noch höheren Reichweiten sind bereits angekündigt. Nur für sehr wenige Langstrecken ist also die begrenzte Reichweite ein Problem.
Viele Elektroautos fahren schon heute günstiger als ein Verbrenner. Das hat der ADAC ausgerechnet. Vor allem die Betriebskosten sind deutlich billiger als beim Verbrenner.
Das Beste aus Sicht eines Kunden: Er kann sein E-Auto mit sauberem Solar-Strom vom eigenen Dach tanken – und dabei eine Menge Geld sparen. Eine Strecke von 100 Kilometern kostet mit Benzin ca. 12 Euro (bei einem Benzinpreis von 1,70€), mit Strom aus einer öffentlichen Ladesäule rund 6 Euro, mit dem Solar-Strom vom eigenen Dach aber nur 2-3 Euro.
Mit Solarstrom wird das Autofahren unschlagbar günstig. Wenn sich diese Botschaft herumgesprochen hat, werden alle sich ein Elektroauto und eine Solaranlage holen. Am besten wäre es, wenn jedes Dach in Deutschland eine E-Tankstelle wäre und jeder sein Auto mit günstigen Strom laden könnte, ob Eigenheimbesitzer oder Mieter. Dann weicht die Skepsis einer neuen Euphorie.
Jetzt mitmachen - oder zu spät kommen
Wer einmal sein Auto mit dem eigenen Strom „betankt“ (also: geladen) hat, der entwickelt ein Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit. Er befreit sich von russischem oder saudischem Öl. Und er schützt dazu auch noch das Klima. Wer einmal ein Elektroauto hat und mit Solarstrom vom eigenen Dach unschlagbar günstig betankt, der möchte nie wieder etwas anderes.
Die kommende Mobilitätsrevolution ist zwar mehr als nur Elektro statt Verbrenner. Wir brauchen besseren öffentlichen Nahverkehr, um Autos überflüssig und die Innenstädte schöner zu machen. Wir brauchen mehr Sammeltaxen, Nachtzüge, Fahrradwege, und alles was dazugehört. Aber das Auto wird weiter eine Rolle spielen. Und wenn Auto, dann muss es elektrisch fahren – und mit sauberem Strom aus der Sonne.
#elektromobilität #elektrofahrzeug #eauto #energiewende #wallbox #ladesäule #ladestation #benzinpreise #verkerhswende #startup #greentech #cleantech #solaranlage #photovoltaik
Comments